Renateinhongkong

Freitag, März 18, 2011

Ein paar Gedanken zum Wochenende!

Liebe Freunde!
Falls ihr euch zufällig nochmal auf diesen Blog verirren solltet, seid herzlich begrüßt und bedankt für euer Interesse an unserer derzeitigen "Situation"
Diejenigen unter euch, die uns noch aus Koreazeiten kennen, werden sich sicher langsam wundern, dass wir noch immer, nach immerhin fast 25 Jahren , in Asien sind! Fast könnte man glauben, dass wir unseren längst fälligen Abschied von hier ganz einfach verpasst haben !
Je länger man aus der alten Heimat weg ist, desto schwerer fällt einem das Wiedereingewöhnen, das ist eine Tatsache. Wir sind so lange aus Deutschland fort, (ein Vierteljahrhundert!!) , dass wir in der Heimat fast eine gesamte Generation Entwicklung, Kultur, Zeitgeist etc.. verpasst haben. Ganz zu schweigen von dem Werdegang unserer zahlreichen, lieben alten Freunde und deren Kinder, die ja alle inzwischen auch 25 Jahre älter geworden sind, so wie wir ja auch..
Einige von euch sind inzwischen schon im wohlverdienten Ruhestand und genießen ihre Tage in Muße und Freude an der Seite ihres Partners. Wie anders es doch bei uns aussieht: Maxens Aufgabengebiet hat sich sogar noch vergrößert, er reist mehr als zuvor zwischen Hongkong und China. Er kann und will nicht aufhören, er denkt nicht daran. Es hat auch keinen Sinn, mit ihm darüber zu debattieren, er will nicht aufhören , basta! Jetzt spricht er von weiteren 2 Jahren in der Firma, ich könnte mir aber vorstellen, dass es ihm nach Ablauf dieser Zeit immer noch nicht genug ist.. Die Woche über ist er in Shanghai, bzw. Peking, am Samstag kommt er zurück nach HK, um dann meistens am Montag wieder nach Shanghai zurückzufliegen, manchmal sogar am Sonntag nachmittag schon, nach gerade einem Tag in HK... So sieht es bei uns aus.
Ich selbst arbeite nicht mehr an der Uni, hier wird man schon mit 60 Jahren aussortiert, kann dann allerdings noch ein paar Jahre als Parttimer arbeiten, was ich ja auch eine Weile getan habe. Irgendwann reicht es einem dann aber auch nach sovielen Jahren Lehrerdasein..
Seitdem ich mit meinem Tinnitus leben muss (immerhin habe ich dadurch wenigstens einen ständigen Begleiter! haha, es soll aber nicht bitter klingen!) konzentriere ich mich nur noch auf meine Hobbies, Lesen, Sport, Malen, Schmuckbasteln etc.., und natürlich auch ein wenig Hausarbeit. Ab und zu gehe ich auch noch zur Uni, um dort Freunde und Kollegen zum Essen oder Kaffeetrinken zu treffen. Ich komme ganz gut mit diesem Leben klar, an das häufige Alleinsein habe ich mich inzwischen ja wirklich gewöhnen können und müssen. Meine Sorge ist allerdings, dass es immer schwerer sein wird, hier abzuhauen, alleine schon wegen unseres immer höheren Alters und der zunehmenden Zipperleinchen, die man in unserem Alter normalerweise hat. Ich habe Angst, einen solch stressigen Umzug zurück in die alte Heimat nur unter größten Qualen zu schaffen, ich werde sicher erst mal ein paar Wochen lang völlig fertig auf dem Rücken liegen! Ich bin halt nicht mehr so belastbar wie der gute Max, der immer ganz stolz von seiner gesegneten Gesundheit spricht, er ist noch völlig fit und frei von Zipperlein, der Glückliche.. Er hat sich allerdings vor ein paar Tagen beim Versuch, am Flughafen den Zug zum Gate im Laufschritt zu erreichen, einen Muskelriss zugezogen,der ihm jetzt noch ziemlich zu schaffen macht. Der jähe Schmerz hat ihn derart durchzuckt, dass er lang hingefallen ist .
Er hat aber noch Glück gehabt, dass er sich nichts Schlimmeres beim Sturz getan hat!
Lange Rede , kurzer Sinn, ich finde, es ist Zeit, auch für ihn, ans Aufhören zu denken, damit es
nicht zu schwer für uns wird. Ich möchte nicht völlig tattrig und schwach in die alte Heimat zurückgehen, zu alt und fertig für das sicher nicht einfache Eingewöhnen in die alte neue Heimat!
Ein guter Freund hat mal gesagt, Max mache noch solange weiter, bis wir entweder mit den Füßen voran aus unserer Wohnung in HK rausgetragen werden, oder, wenn wir mehr" Glück" haben, von der Firma direkt ins Seniorenheim oder betreutes Wohnen gehen müssen. .. Was für eine Vorstellung !
Ich bin froh, Gelegenheit zu haben, zwischendurch für längere Zeit in der Heimat zu sein, auch wenn es bedeutet, sehr lange getrennt voneinander zu sein. In HK wäre ich ja meistens auch allein, zumindest die Woche über . Durch die schrecklichen Ereignisse in Japan und die relative Nähe dazu hat man auch hier ein unbestimmtes Gefühl der Bedrohung bekommen. Wir Menschen glauben, alles im Griff zu haben, und wie schnell ist alles in kleinsteEinzelteile zerlegt, mit einem einzigen Schlag durch mother nature, in diesem Fall waren es ja zwei böse Schläge. Der dritte ist ja hausgemacht, ohne Zutun der Naturgewalten. Was diese armen Menschen dort mitmachen, kann man sich in der kühnsten Fantasie nicht ausmalen. Es ist fast wie ein Fluch, der sich über dieses Land gelegt hat. Gegenüber solch einem unvorstellbaren menschlichen Leid kommen einem alle eigenen Sorgen und Probleme lächerlich gering und garnicht erst erwähnenswert vor. Trotzdem habe ich mir einmal alles von der Seele geschrieben, es könnte ja sein, dass sich der eine oder andere von euch ein wenig dafür interessiert!

Danke für eure Zeit!!
Eure ein wenig "ratlose" Renate,
die euch allen ein angenehmes Wochenende wünscht!