Reaktionen auf das Interview von S.Palin mit dem falschen Zarkosy
Brief von Ernst F. Schierholz (Berlin) an Walter Scholz (Leinfelden)
Hallo Walter,
Ich bin wie alle Menschen immer gerne ein wenig schadenfroh, besonders dort „wo es jemand auch so richtig verdient hat“. Aber: ich denke, man muss die gute Sarah Palin ein wenig differenzierter sehen. Wir haben uns alle lüstern auf sie eingeschossen: sie ist schiesswütig, gegen die Abtreibung, findet alles Fremde ein wenig gruslig, dass die Amerikaner dazu berufen sind, der Welt zu zeigen, was Gut und was Böse ist und diese Ansicht ggf. auch mit der Waffe durchzusetzen. Alles ziemlich dämlich in unseren Europäischen Augen.
Allerdings: wenn Du in Alaska auf dem Dorf wohnst und den Einkauf aus dem Kofferraum holst, kommt es schon mal vor, dass dir plötzlich ein pelziger Geselle über die Schulter schaut. Dann bekommt jeder eine andere Einstellung zu einem Schießeisen. Man muss die Dinge im Zusammenhang sehen.
Ich war oft in den USA und kenne viele Amerikaner, - mehr die Gebildeten als die Ungebildeten, muss ich zugeben, aber wenn ich die Bottom Line ziehe, dann decken sich die vielgeschmähten Eigenschaften von Palin mit den Grundansichten der Mehrheit der Amerikaner. In meinen Augen ist sie eine Art amerikanische Paella – alles drin, was so rumliegt und das Land ausmacht.
Vergessen wir nicht, dass sechs Siebtel der US-Amerikaner auf dem Lande leben, nur 1/7 wohnt in den großen Städten. Die meisten kommen aus ihrem Village oder ihrem County ihr Leben lang nicht hinaus. Auch mit der Bildung ist es für die breite Masse der Amerikaner eher mäßig bestellt, wie wär’s mal mit Pisa in Amiland?
Wo soll denn da das Gegenteil, nämlich „friedliebend, tolerant, offen, undogmatisch“ herkommen?
Jedes Land bekommt die Herrscher, die es verdient, heißt es. Ich – als Europäer – hoffe, dass dieses Mal entweder (a) ein Wunder geschieht und McCain/Palin nicht gewinnt oder (b) Obama besser ist als sein Vorgänger im Amt (was eigentlich so schwer nicht sein dürfte). Alleine schwarz zu sein und we can do it zu rufen, macht noch keinen Staatsmann aus. Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ein Erdnussfarmer in seinem dilettantischen Edelmut die Welt an den Rand des III. Weltkriegs geführt hat.
Ich befürchte, dass diese Wahl lediglich die Wahl zwischen zwei Übeln ist. Wir müssen uns von dem Gedanken trennen, dass Bush ein Ausrutscher war; Bill Clinton war die Ausnahme, nicht Double-U.
Wir Europäer wären gut beraten, unser Europa mal allmählich in Ordnung zu bringen und uns von der seltsam emotional gefärbten Abhängigkeit von den Amerikanern zu lösen. Hier laufen noch viel schlimmere Exoten als die McCains, Palins, Obamas und Bidens herum und keiner nimmt sie an die Kandare. Im Gegenteil: wir überlassen die politische Diskussion den Politikern. Warum dürfen Ypsilanti, Stegner, La Fontaine, Glos, Ulla Schmidt, Huber, Beckmann und so viele andere sich Volksvertreter nennen, ohne dass jemand Tomaten wirft? Wir sollten uns einmischen, mitreden und gegensteuern. (Tja, und dann die Erkenntnis: ich tu‘s auch nicht, arbeite 12 Stunden am Tag und bin froh, wenn ich wenigstens noch die Tagesthemen für die politische Bildung mitbekomme)
Nun ist aus meiner Antwort auf Deine YouTube Story ziemlich lang geworden. Sorry. Vielleicht hat ja jemand eine Meinung dazu? Wie sieht es mit den Salms aus? Wie seht ihr das, so nahe am American Dream, den ihr selbst wohl ein bisschen mit-träumt?
Liebe Grüße aus dem herbstlich kalten Berlin
Ernst F. Schierholz
Hier mein Kommentar dazu:
Was fuer ein toller Brief!
Hut ab vor Fairness , Welt-und Weitblick seines Autors! Wir Europaeer koennen und duerfen es uns nicht so leicht machen mit dem Urteil ueber alle Amerikaner, dazu haben wir weder Grund noch das Recht. Aber auch ich gehoere zu den vielen Europaeern und sicher auch Amerikanern, die unter den vielen unsaeglichen Peinlichkeiten von G.W.Bush und Co.acht lange Jahre gelitten haben und einem Wechsel zum Positiven entgegenfiebern. Ich waere so froh, wenn der neue leader endlich mal wegkaeme vom arrogant-agressiven Ton der traurigen Nochregierung. Stimmt alles, was Sie schreiben, Amerika ist der Kontinent ,wo erschreckende Ignoranz und Rueckschrittlichkeit nicht nur in weiten laendlichen Gebieten sondern auch in den Medien den Ton angeben. Die Stimmen der vielen aufgeklaerten, hochgebildeten Amerikaner in den groesseren Staedten kommen nur schwer dagegen an. Hoffen wir, dass diesmal die Vernunft siegt, ganz einfach deswegen, weil die Leidensgrenze auch bei den ehemals Bushfreundlichen Massen erreicht ist und diese aus Unmut und Frust ueber ihre desolate Situation den richtigen Mann waehlen werden...
Liebe Guesse aus Hongkong nach dem wunderschoenen Berlin !
Renate Cullmann ( gute Bekannte von Walter +Hilde Scholz)
Hallo Walter,
Ich bin wie alle Menschen immer gerne ein wenig schadenfroh, besonders dort „wo es jemand auch so richtig verdient hat“. Aber: ich denke, man muss die gute Sarah Palin ein wenig differenzierter sehen. Wir haben uns alle lüstern auf sie eingeschossen: sie ist schiesswütig, gegen die Abtreibung, findet alles Fremde ein wenig gruslig, dass die Amerikaner dazu berufen sind, der Welt zu zeigen, was Gut und was Böse ist und diese Ansicht ggf. auch mit der Waffe durchzusetzen. Alles ziemlich dämlich in unseren Europäischen Augen.
Allerdings: wenn Du in Alaska auf dem Dorf wohnst und den Einkauf aus dem Kofferraum holst, kommt es schon mal vor, dass dir plötzlich ein pelziger Geselle über die Schulter schaut. Dann bekommt jeder eine andere Einstellung zu einem Schießeisen. Man muss die Dinge im Zusammenhang sehen.
Ich war oft in den USA und kenne viele Amerikaner, - mehr die Gebildeten als die Ungebildeten, muss ich zugeben, aber wenn ich die Bottom Line ziehe, dann decken sich die vielgeschmähten Eigenschaften von Palin mit den Grundansichten der Mehrheit der Amerikaner. In meinen Augen ist sie eine Art amerikanische Paella – alles drin, was so rumliegt und das Land ausmacht.
Vergessen wir nicht, dass sechs Siebtel der US-Amerikaner auf dem Lande leben, nur 1/7 wohnt in den großen Städten. Die meisten kommen aus ihrem Village oder ihrem County ihr Leben lang nicht hinaus. Auch mit der Bildung ist es für die breite Masse der Amerikaner eher mäßig bestellt, wie wär’s mal mit Pisa in Amiland?
Wo soll denn da das Gegenteil, nämlich „friedliebend, tolerant, offen, undogmatisch“ herkommen?
Jedes Land bekommt die Herrscher, die es verdient, heißt es. Ich – als Europäer – hoffe, dass dieses Mal entweder (a) ein Wunder geschieht und McCain/Palin nicht gewinnt oder (b) Obama besser ist als sein Vorgänger im Amt (was eigentlich so schwer nicht sein dürfte). Alleine schwarz zu sein und we can do it zu rufen, macht noch keinen Staatsmann aus. Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ein Erdnussfarmer in seinem dilettantischen Edelmut die Welt an den Rand des III. Weltkriegs geführt hat.
Ich befürchte, dass diese Wahl lediglich die Wahl zwischen zwei Übeln ist. Wir müssen uns von dem Gedanken trennen, dass Bush ein Ausrutscher war; Bill Clinton war die Ausnahme, nicht Double-U.
Wir Europäer wären gut beraten, unser Europa mal allmählich in Ordnung zu bringen und uns von der seltsam emotional gefärbten Abhängigkeit von den Amerikanern zu lösen. Hier laufen noch viel schlimmere Exoten als die McCains, Palins, Obamas und Bidens herum und keiner nimmt sie an die Kandare. Im Gegenteil: wir überlassen die politische Diskussion den Politikern. Warum dürfen Ypsilanti, Stegner, La Fontaine, Glos, Ulla Schmidt, Huber, Beckmann und so viele andere sich Volksvertreter nennen, ohne dass jemand Tomaten wirft? Wir sollten uns einmischen, mitreden und gegensteuern. (Tja, und dann die Erkenntnis: ich tu‘s auch nicht, arbeite 12 Stunden am Tag und bin froh, wenn ich wenigstens noch die Tagesthemen für die politische Bildung mitbekomme)
Nun ist aus meiner Antwort auf Deine YouTube Story ziemlich lang geworden. Sorry. Vielleicht hat ja jemand eine Meinung dazu? Wie sieht es mit den Salms aus? Wie seht ihr das, so nahe am American Dream, den ihr selbst wohl ein bisschen mit-träumt?
Liebe Grüße aus dem herbstlich kalten Berlin
Ernst F. Schierholz
Hier mein Kommentar dazu:
Was fuer ein toller Brief!
Hut ab vor Fairness , Welt-und Weitblick seines Autors! Wir Europaeer koennen und duerfen es uns nicht so leicht machen mit dem Urteil ueber alle Amerikaner, dazu haben wir weder Grund noch das Recht. Aber auch ich gehoere zu den vielen Europaeern und sicher auch Amerikanern, die unter den vielen unsaeglichen Peinlichkeiten von G.W.Bush und Co.acht lange Jahre gelitten haben und einem Wechsel zum Positiven entgegenfiebern. Ich waere so froh, wenn der neue leader endlich mal wegkaeme vom arrogant-agressiven Ton der traurigen Nochregierung. Stimmt alles, was Sie schreiben, Amerika ist der Kontinent ,wo erschreckende Ignoranz und Rueckschrittlichkeit nicht nur in weiten laendlichen Gebieten sondern auch in den Medien den Ton angeben. Die Stimmen der vielen aufgeklaerten, hochgebildeten Amerikaner in den groesseren Staedten kommen nur schwer dagegen an. Hoffen wir, dass diesmal die Vernunft siegt, ganz einfach deswegen, weil die Leidensgrenze auch bei den ehemals Bushfreundlichen Massen erreicht ist und diese aus Unmut und Frust ueber ihre desolate Situation den richtigen Mann waehlen werden...
Liebe Guesse aus Hongkong nach dem wunderschoenen Berlin !
Renate Cullmann ( gute Bekannte von Walter +Hilde Scholz)
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